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Kommt die Schließung nun in Gang? Aktionsbündnis News
Veröffentlicht von Administrator (admin) am 18.01.2018
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Die französische Regierung will die zugesagte Schließung des umstrittenen AKW Fessenheim am Oberrhein voranbringen. Frankreichs Umweltstaatssekretär Lecornu ist ab Donnerstag vor Ort.

Es geht darum, ein Verfahren in Gang zu bringen, wie die Zukunft von Fessenheim und den umliegenden Kommunen gestaltet werden soll. Wie französische Medien berichten, will der französische Staatssekretär im Umweltministerium Sébastien Lecornu ein Leitungsteam einsetzen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Ein konkretes Datum für die Stilllegung gibt es noch nicht.

Staatssekretär trifft auch Vertreter aus Südbaden

Lecornu wird sich wohl zunächst ein Bild der Lage vor Ort machen. Auch die Freiburger Regierungspräsidentin soll Gelegenheit zum direkten Austausch mit dem Staatssekretär bekommen. Die Deutsche Seite fordert seit Jahren die Stilllegung der ältesten Reaktoren Frankreichs und hat Zusammenarbeit bei der Umnutzung angeboten.

Französische Lokalpolitiker und Gewerkschaften fürchten den Verlust von Arbeitsplätzen. Der Besuch des französischen Staatssekretärs wird auch von den Beschäftigten des AKW mit Spannung erwartet. Über die Stimmung im Werk sprach SWR-Redakteuerin Brigitte Koerner vor dem Besuch Lecornus mit Gewerkschafterin und Betriebsrätin Anne Laszlo.

Interview mit Anne Laszlo von der Gewerkschaft CFE-CGC

Brigitte Koerner, SWR: Frau Laszlo, die Vorarbeiter und Sicherheitsingenieure in Fessenheim wissen, sie müssen gehen, sollen aber ersteinmal noch das AKW am Laufen halten, wie ist bei denen die Stimmung?

Anne Laszlo: Ich würde sagen, es sind zwei Stimmungen. Das eine ist: Arbeiten bis zum Schluss, das ist Ehrensache, eine gute Arbeit leisten, das ist ganz wichtig. Und wenn man dann die Leute an der Kaffeemaschine oder nach Büroschluss oder nach Werkschluss irgendwo trifft, dann ist natürlich das Thema: Ja, und was machst du, was wird aus den alternden Schwiegereltern, was wird aus dem Haus, das jahrelang mit viel Liebe renoviert wurde, was wird aus den Kindern, die möglicherweise einen deutsch-französischen Zweig in der Schule besuchen. Solche Fragen beschäftigen die Leute. Wo geht die Reise hin, und da geht jeder doch unterschiedlich damit um, weil eben die persönlichen Verhältnisse von den Leuten auch sehr unterschiedlich sind.

Brigitte Koerner, SWR: Fessenheim ist seit 1977 am Netz, viele Angestellte sind schon lange da, aber die Electricité de France als Betreiberin hat ja schon immer Arbeiter durch ganz Frankreich an neue Standorte geschickt. Was ist besonders an Fessenheim?

Anne Laszlo: Das Besondere an Fessenheim ist, dass viele Mitarbeiter, die aus der Region stammen oder deren Lebensgefährten aus der Region stammen und hier verwurzelt sind, hängen wirklich an dieser Region und auch an dem Werk. Die vielen Anfeindungen in den letzten Jahren haben dann auch noch zusätzlich die Belegschaft zusammen geschweißt. Das andere Besondere ist, dass es eine politische Schließung ist. Das Werk schließt nicht aus technischen oder aus wirtschaftlichen Gründen sondern wegen einer politischen Entscheidung. Und Staatspräsident Macron hat ja auch betont, dass diese Schließung in jeder Hinsicht beispielhaft sein soll. Dass die Mitarbeiter hier aus diesem Werk die gewohnte Umgebung oder die liebgewonnen Kollegen verlieren, so ist das Leben. Aber wenigstens das Materielle muss beispielhaft ersetzt werden. 

Brigitte Koerner, SWR: Was fordern Sie denn von Staatssekretär Lecornu?

Anne Laszlo: Von dem Besuch des Staatssekretärs erwarten wir für die Belegschaft nichts Konkretes. Das wird intern geregelt. Aber was wird aus den Zulieferfirmen und den Kollegen aus diesen Firmen und was wird aus der wirtschaftlichen Umgebung um das Kraftwerk? Da erwarten wir, dass alles getan wird, damit aus dieser Region keine wirtschaftliche Wüste wird.

Brigitte Koerner, SWR: Welche Aufgabe hat Ihrer Meinung nach die deutsche Seite in diesem Prozess? Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer hat gesagt, sie will mit anpacken beim Aufbau dieser Region.

Anne Laszlo: Da kann ich als Gewerkschaftlerin nicht Stellung beziehen, das sprengt auf jeden Fall meine Kompetenzen. Ich kann nur als Bürgerin oder als Bewohnerin dieser Region, dieser grenzüberschreitenden Region, hoffen, dass sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die in anderen Bereichen immer gut war, dass da etwas Positives rauskommt. 

Brigitte Koerner, SWR: Es bleibt die Frage zum Zeitraum. Nehmen wir an, am Tag X wird kein Atomstrom mehr produziert, dann ist da ja aber immer noch eine Nuklearanlage. Wie viele Fachkräfte oder Bereitschaftsdienste müssen da noch bleiben, über welchen Zeitraum sprechen wir?

Anne Laszlo: Das ist so ein Zeitraum von etwa drei Jahren und da sind 330, 350 Leute etwa nötig. Wir haben noch ein bisschen Zeit, in der das alles geplant werden kann. Es wird noch mindestens bis Ende des Jahres produziert. 

Brigitte Koerner, SWR: Frau Laszlo, in jeder Krise liegt ja auch eine Chance. Worin liegt hier die Chance?

Anne Laszlo: Das sieht man meistens nachher. Ich persönlich hoffe, dass, wenn diese Krise überstanden ist, die deutsch-französischen Beziehungen auch hier am Rhein noch besser werden.

Zuletzt geändert am: 18.01.2018 um 13:58:24

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