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Gutachten zum Akw Fessenheim: Auflagen der Atomaufsicht werden nicht umgesetzt Aktionsbündnis News
Veröffentlicht von Administrator (admin) am 27.09.2017
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Düstere Aussichten: Das Atomkraftwerk in Fessenheim sei veraltet und eine Gefahr, zeigt eine neue Untersuchung. Foto: AFP

 

Eine Analyse stellt erneut fest: Das Atomkraftwerk in Fessenheim sei veraltet und eine Gefahr für Millionen Menschen. Außerdem würden Auflagen der Atomaufsicht nicht umgesetzt. Was geschieht mit dem Akw unter dem neuen Präsidenten Macron?

Es ist ein neuer Ansatz, doch auch er kommt zu dem Ergebnis: Das Atomkraftwerk in Fessenheim sei veraltet, viele sicherheitsrelevante Themen würden vernachlässigt, das Atomkraftwerk sei eine Gefahr für Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Der Trinationale Atomschutzverbund (TRAS) hat jetzt Untersuchungen eines Experten veröffentlicht, die das nochmals unterstreichen.

Höhere Standards nach Fukushima? Nicht wirklich


André Herrmann hat die Unterlagen analysiert, die die Kommunikation zwischen französischer Atomaufsichtsbehörde (ASN) und dem Kernkraftwerksbetreiber EDF zeigen. Die ASN kontrolliert die französischen Kernkraftwerke, informiert Betreiber über Mängel, die Firmen nehmen dazu Stellung oder setzen Sofortmaßnahmen um. Die TRAS hat diese Schriftwechsel angefordert, André Herrmann hat sie ausgewertet. "Nach Fukushima hat die ASN höhere Standards verlangt. Wir wollten wissen, was daraus geworden ist", sagt Jürg Stöcklin, Präsident der TRAS.

Experte: Erdbebensicherheit bei vielen Teilen der Anlage nicht gegeben
 
Nicht viel, muss man wohl sagen, wenn man Herrmann zuhört. Laut dem ehemaligen Präsident der Eigenössischen Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität ist vor allem die Erdbebensicherheit bei vielen Teilen der Anlage nicht gegeben. Problematisch ist für Hermann dabei, dass die EDF das Erdbebenrisiko aufgrund anderer Daten einschätzt, als das so ziemlich überall auf der Welt sonst geschieht.

Insgesamt kommt die ASN bei der Analyse nicht gut weg. Denn die Aufsichtsbehörde würde zwar Auflagen machen – doch ihre Maßnahmen würden, wenn überhaupt, nur sehr langfristig umgesetzt. Und die EDF neigt beim Betrieb von Fessenheim zur "Selbstüberschätzung", so Hermann.

In seiner Analyse spricht Hermann von fünf schon länger bekannten "Schwachstellen".
 

Mängel des Kraftwerks


Das Kernkraftwerk in Fessenheim ist seit 1978 in Betrieb, es ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs. Es gilt als störanfällig. Derzeit ist der Reaktor 1 vom Netz, soll aber demnächst wieder Strom liefern. In der Analyse der TRAS wird besonders auf fünf Punkte eingegangen, bei denen ANS und EDF streiten.

  • Teile der Anlage seien nicht erdbebensicher, das Erdbebenrisiko in der Rheinebene nicht ausreichend berücksichtigt.
  • Die Bodenplatte, die im schlimmsten Fall heißes radioaktives Material auffangen soll, ist zu dünn, ein Abflussschacht umstritten.

  • Der Reaktor kann im Notfall nicht ausreichend gekühlt werden.

  • Lagerbecken für ausgebrannte Brennelemente müssen durchgehend gekühlt werden. Die Technik und Bauten machen Probleme.

  • EDF und ANS sind uneins bei der Filtertechnik – deshalb passiert nichts.

Dem Experten André Herrmann geht es dabei weniger darum, neue Unsicherheitsfaktoren aufzudecken – er will zeigen, wie Kraftwerksbetreiber und Aufsichtsbehörde kommunizieren und vor allem, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Experten-Pingpong – aber nichts passiert


Ein Problem dabei: Aus Aufforderungen und Stellungnahmen entsteht ein Experten-Pingpong. Nuklearphysiker beider Seiten wetteifern um das, was richtig sein soll. Wobei Hermann der ASN durchaus Hartnäckigkeit bescheinigt. Er sagt aber auch: "Den längeren Atem hat oft die EDF". Und während um die Sicht der Dinge gerungen wird, ändert sich am Kraftwerk erst mal nichts.

Noch ein Punkt, den Hermann und der TRAS anführen: schnell passiert wenig. So würde die ASN etwa sehr lange Fristen setzen. Sanierungsmaßnahmen würden so auf die lange Bank geschoben, teilweise bis zu einem Jahrzehnt, sagt Hermann. "Weil sich der Betreiber den Verbesserungen widersetzt und wahrscheinlich nicht über die erforderlichen Mittel zu deren Realisierung verfügt", wie es in der Zusammenfassung der TRAS heißt.

Anwältin: Der Betrieb der Anlage könnte rechtswidrig sein


Die Anwältin der TRAS hat die Dokumente eingefordert. Ihre Argumentation: überprüfen, ob die Post-Fukushima-Auflagen auch erfüllt werden. Sollte das nicht der Fall sein, könnte der Betrieb der Anlage rechtswidrig sein, die EDF könnte angeklagt werden. 26 Dokumente mit rund 400 Seiten wurden daraufhin freigegeben. Volle Transparenz habe es aber nicht gegeben, so Hermann. Mit dem Hinweis auf das Industriegeheimnis und Sicherheitsbedenken, wurde seitenweise geschwärzt. Einige Angaben waren so ungenau, dass sie nicht verwertet werden können. Dies sei nach französischem Recht durchaus üblich, hieß es bei der Vorstellung der Analyse am Mittwoch in Freiburg.

Der ehemalige französische Präsident François Hollande hatte angekündigt, Fessenheim zu schließen. Das ist nicht geschehen. Auch, weil die EDF ein äußerst einflussreiches Unternehmen sei, heißt es aus der Führungsspitze der TRAS. Der Staat ist zudem an EDF beteiligt. Die Hoffnungen der Fessenheim-Gegner liegen jetzt auf dem neuen Präsidenten Emanuel Macron. Kurz nach seinem Amtsantritt im Mai erhielt er einen Brief der TRAS mit der Bitte, das Kraftwerk vom Netz zu nehmen.

In etwa zwei Jahren steht in Fessenheim die Zehn-Jahres-Revision an, eine Art TÜV-Prüfung für Atomkraftwerke in Frankreich. Wer besteht, kann das Kraftwerk weitere zehn Jahre laufen lassen. "Dann wird der Uralt-Reaktor noch gefährlicher", sagt Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik.

Denn der Termin bereitet TRAS gleich doppelt Sorgen. Sie befürchten: Entweder EDF investiert, um die Prüfung zu überstehen. Nach den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit, müsste das Kraftwerk dann aber auch weiter betrieben werden. Oder aber eine Schließung ist bis dahin tatsächlich in Sicht. Dann könnten Investitionen in die Sicherheit nicht wieder erwirtschaftet werden – und deshalb ausbleiben.

 
TRAS

Die TRAS ist eine Nichtregierungsorganisation, der 105 Städte und Gemeinden angehören, dazu Kirchengemeinden und andere Organisationen sowie viele Privatpersonen. Auch die Stadt Freiburg und die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen sind Mitglieder. Wichtigstes Ziel ist Abschaltung des Kraftwerks in Fessenheim und der fünf ältesten Kraftwerke in der Schweiz.

Zuletzt geändert am: 27.09.2017 um 17:56:25

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